Sie ist ständig in den Schlagzeilen, diese Sängerin, die alle Rekorde bricht. Kürzlich wurde Gelsenkirchen für 3 Tage in „Swiftkirchen“ umbenannt. Auch die anderen Konzerte, die in diesem Monat in Hamburg und München veranstaltet werden, waren innerhalb kurzer Zeit ausverkauft. Im Mai fanden übrigens in einer Heidelberger Kirche zwei Taylor-Swift-Gottesdienste statt, zu denen hunderte BesucherInnen kamen. Eine Pop-Sängerin, die als Göttin verehrt wird? Nein, das wollte sie sicher nicht. Und auch von einem „lieben Gott“ würde sie wohl nicht reden. Bei allem Erfolg sieht sie doch immer noch ihre Grenzen und Schwächen und lässt ihre Fans daran teilhaben. Mit ein Grund dafür, dass ihre Lieder und Texte so geschätzt werden.
Im Mittelpunkt der genannten Gottesdienste stand der Titel „Anti-Hero“, der als einer ihrer persönlichsten gilt. Sie selbst sagt: "Der Song ist eine kleine Führung durch alle Dinge, die ich an mir hasse". Im Lied schaut sie auf die Monster, die sie in sich trägt. Eine sehr ehrliche Sichtweise, die vielen Menschen unserer Zeit gut tun würde. Als „Monster“ bezeichnet man gern andere, schreibt über sie Posts voller Hass und Hetze. Doch die negativen Kräfte, die in ihnen selbst wirken, wollen die meisten nicht sehen. In einem Theater-Stück mit dem Titel „Frankenstein“ sagt das von einem Wissenschaftler künstlich erschaffene Wesen, das zum Gruseln aussieht, zu seinem Erfinder: „Nicht ich bin das Monster, sondern du.“ Ein Satz, der sehr zu denken gibt. Und der mich an einen Satz Jesu erinnert: „Schau nicht zuerst auf den Splitter im Auge deines Gegenübers, sondern auf den Balken in deinem eigenen Auge.“
Ein lieber Gott, der uns Menschen alles durchgehen lässt? Eine Pop-Sängerin, die als neue Göttin verehrt wird? Beides geht an der Sache vorbei. Auf die richtige Spur bringen uns Worte aus einem Song von Taylor Swift: „Ich habe einen exzellenten Vater, seine Kraft macht mich stärker. Gott lächelt meinen kleinen Bruder an, innen drin und außen ist er besser als ich.“ Hier vermischen sich wunderbare Kindheitserinnerungen und Glaubenswahrheiten: Es tut gut, Gott als ganz besonderen Vater zu entdecken. Einen, der mich bedingungslos liebt und der mir hilft, das Monster in mir zu besiegen. Und was für ein Geschenk ist es, in Menschen Schwestern und Brüder sehen zu können, die mir Gott mit einem Lächeln an die Seite stellt: „Schau mal, die sind zwar anders als du, aber mindestens genauso wertvoll.“
Pfarrer Jochen Keinath, Maikammer