„Ich finde Gott in der Natur- sonntagsmorgens im Wald“, so heißt es oft, wenn es in Gesprächen auf die Stunde Gottesdienst am Sonntag die Rede kommt. Meistens brauche ich gar nicht zu fragen, ob überhaupt noch in die Kirche gegangen wird. Dieser Satz kommt, ohne dass ich ihn einfordere. Einerseits kann ich das gut verstehen, wenn ich oben auf der Kalmit stehe und nach der langen Auffahrt mit dem Rad etwas erschöpft und manchmal außer Atem über die schöne Vorderpfalz schaue. Dann die kleinen Orte und mit ihren Kirchtürmen sehe, die wie kleine Fingerzeige Gottes zu mir heraufschauen, das (fast) endlose Rebenmeer, dann ahne ich etwas von der Großartigkeit Gottes. Dann noch bei blauem Himmel und kleinen Schäfchenwolken- der Tag ist gerettet, egal wie anstrengend er war. Ich kann es gut verstehen, dass Menschen Gottes Nähe spüren in der Natur oder auf den Bergen und am Meer, ganz besonders im Frühjahr.
Andererseits: Mir ist zu wenig, Gott nur in der Natur zu suchen. Denn wenn ich herabsteige in da Tal des Gäus, wo ich zu Hause bin und Menschen mit ihren Alltagsaufgaben und Sorgen begegne, dann ist mir Gott genauso nah, wie auf dem Berg.
Da ist die junge Familie, die ihr erstes Kind zur Taufe bringt und von den Schwierigkeiten und Sorgen erzählt, weil das Kind die ersten Wochen auf der Intensivstation des Krankenhauses verbracht hat. Die Konfirmanden und Konfirmandinnen mit ihrem Interesse und ihren Fragen an diese chaotische Welt, die Kirche und die bevorstehenden Konfirmationen. Die jungen Ehepaare, die mit Gottes Segen in eine Zukunft gehen, die kranken Menschen, die Älteren, die Zweifelnden und die Ärgerlichen und auch die Trauernden, die um einen Menschen ärmer geworden sind. Die Winzer und Winzerinnen bei der Arbeit. Der LKW-Fahrer und Fahrerinnen, der schnelle und langsame Autofahrer. Die Liste ist endlos. Weshalb wird so oft übersehen, dass Gott uns auch im Bruder oder in Schwester Mensch begegnet?
Gott schickt uns Menschen über den Weg nicht nur Eichhörnchen und Rehe. Manchmal sind sie Bereicherung und manchmal eine Herausforderung. Ich finde Gott auch in den Menschen, die mir begegnen. Nur Im Wald oder in der Natur wäre mir zu wenig.
Elke Wedler-Krüger, Pfarrerin in Altdorf-Böbingen-Duttweiler und Freimersheim-Kleinfischlingen-Großfischlingen