Veröffentlichung Mittelhaardter Rundschau vom 15. Februar 2019
Über ungeprüfte Nachrichten im Internet
von Frank Wiehler
Eigentlich nutze ich social media im Internet sehr gern, vieles Neue erfährt man schnell und kann sich darüber austauschen. Aber mehr und mehr ärgert es mich, wenn Bekannte oder Unbekannte Nachrichten und Meinungen weiterleiten, die offensichtlich falsch oder irreführend sind.Zugegeben, manchmal ist es wirklich schwer, zu erkennen, und bei zu vielen Dingen gibt es eben nicht nur eine richtige Meinung, sondern mehrere mögliche. Aber – so nehme ich es wahr – häufen sich in letzter Zeit bewusste Falschmeldungen, um einzelne Menschen oder Menschengruppen an den Pranger zu stellen. Und noch mehr ärgert es mich, wenn diese Meinungen ungeprüft und zustimmend weiterverbreitet werden. Darin sehe ich auch eine große Gefahr der Nachrichtenflut, die auf uns einströmt, Minute für Minute.
Es bleibt kaum Zeit zum genauen Hinsehen, geschweige denn zum Nachprüfen, ob das denn tatsächlich so sein kann… Der Apostel Paulus schrieb damals einer Gemeinde in einem persönlichen Brief: „Prüft alles und das Gute behaltet!“
Also ist das Problem nicht neu. Das heißt: Nichts sollte von vornherein abgelehnt oder zu schnell akzeptiert werden. Ein gesundes Maß an Skepsis ist ratsam. Manches sieht im Augenschein perfekt aus, und erweist sich als Mogelpackung. Es ist auch durchaus legitim, misstrauisch zu werden, wenn auf komplizierte Fragen zu schnell einfache Antworten gegeben werden. Und wenn ich keine Zeit habe, wenigstens einmal nachzuschauen, aus welchen Quellen die Meinung kommt, und ob es bereits Widerspruch dagegen gibt, dann warte ich eben mit dem Weitergeben ein bisschen. Mancher Entschluss braucht auch Zeit.
In diesem Zusammenhang kann dieser Bibelvers vielleicht hilfreich sein. So kann ich die Dinge ohne Angst anschauen, beurteilen, prüfen – und dann entscheiden, ob sie hilfreich sind und Wege zum Leben eröffnen. Denn wenn sie uns weiterbringen, kann (und sollte) ich sie behalten. Dieser Vers ist damit auch eine Ermutigung, über den Tellerrand hinaus zu schauen, eingefahrene Gleise zu verlassen und Neues zu wagen. Das kann richtig spannend sein.
Und wenn ich merke: „Da lag ich aber selbst daneben“, dann gibt es in den social media immer eine Löschfunktion, die man auch nutzen sollte. Aus dem Gedächtnis etwas zu löschen, ist nämlich viel schwieriger, darum: Prüft alles und das Gute behaltet.
Der Autor
Frank Wiehler (48), evangelischer Pfarrer in Weidenthal, Frankenstein, Neidenfels.